Pressetext, Kunst_am_Bau, 2020

Judith Bader, Leiterin der Städtischen Galerie Traunstein

„see_you“ von Robert Dufter - Siegsdorfer Künstler gewinnt Kunst-am-Bau-Wettbewerb in Berlin

Eine große künstlerische Anerkennung ist für den Künstler Robert Dufter der 1. Platz bei einem Kunst-am-Bau-Wettbewerb für eine Schule in Berlin. Unter den neun in die Endauswahl gekommenen hochkarätigen Mitbewerbern setzte sich der Siegsdorfer mit seinem Projektentwurf „see_you“ durch. Die Jury, bestehend aus Fachpreisrichtern und Sachpreisrichtern, entschied sich mit deutlicher Stimmenmehrheit für Dufters komplexe Idee, die durch ihre gestalterische und thematische Einheit überzeugte.

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Verteilt über das gesamte Schulgebäude sind 12 verschiedene Farbscreens vorgesehen. Dabei überlagern sich je drei hintereinander gestaffelte, mit keramischen Schmelzfarben bemalte Glasebenen mit einem als vierte Dimension gedachten unbemalten Spiegel, der das Erscheinungsbild des jeweils davor stehenden oder daran vorbeigehenden Menschen in seinem jeweiligen architektonischen, räumlichen Umfeld wiedergibt. In der Urteilsbegründung der Jury wird vor allem hervorgehoben, dass die Arbeit „ein attraktives Lichtspiel“ sei, das „technisch durchdacht und komplex“ ist: „Man schaut das Bild in mehreren Ebenen und zugleich sich selbst an“. Besonders wichtig war dem Künstler eine vielschichtige Lesart des Begriffs „see you“, die durch die künstlerische Gestaltung eingelöst wird. Inhalt und Form verschmelzen zu einer Einheit, die den Betrachtern Anlass zu einer vielfältigen Auseinandersetzung zu den, gerade für Heranwachsende zentralen Themen Identität und Kommunikation anregen. Dass die künstlerische Umsetzung von sowohl formal als auch inhaltlich abstrakter, universeller Fragestellungen auf scheinbar leichte Art und Weise geschieht, trägt zur hohen Qualität des Vorschlages von Robert Dufter bei.

In Robert Dufters Projektbeschreibung, die seiner Wettbewerbsbewerbung beigefügt war, widmet er den inhaltlichen Aspekten einen großen Raum. Dort ist zu lesen: „See_you. ‚Die Schule und ich, wir begegnen uns wieder, am nächsten Schultag, im neuen Schuljahr, bei den weiteren Standorten im Schulgebäude‘. Diese Einladung und Aufforderung richten sich sowohl an die Schüler*innen als auch an die Lehrkräfte. Alle sind herzlich willkommen. ‚Wir sehen uns, bis bald‘. See_you interagiert als Raum_Bild mit dem Betrachter auf unterschiedlichen Bildebenen/Bildtiefen. Das zum Teil fragmentierte, farbige, gedoppelte Abbild ermutigt Schüler*innen, sich ihres Charakters, ihres persönlichen Wachstums während der gesamten Schulzeit immer wieder neu bewusst zu werden. Bei der Entwicklung hin zum verantwortungsbewussten Menschen dürfen sich Schüler*innen der Begleitung ihrer Lehrkräfte sicher sein. ‚Ich sehe mich, wir sehen dich, du bist gesehen‘. See_you liefert durch die individuelle Bildgestaltung pro Screen auf den Ebenen 1 bis 3 unterschiedliche Selbstbilder. ‚Du bist gesehen von deinen unterschiedlichen Spiegelbildern, mit all deinen Fähigkeiten, mit all deinen Persönlichkeitsanteilen, du bist gesehen von dir, du erkennst dich selbst, immer wieder neu, eine schöne Erfahrung, ein gesunder Selbstwert kann gedeihen, wir fühlen uns verstanden‘. See_you ermöglicht Physik- und Kunstunterricht direkt vor einem Screen: Farbe, Licht, optische Gesetzmäßigkeiten, moderne Glasgestaltung, mehrdimensionales Wahrnehmen. See_you ist weniger ein autonomes Kunstwerk, es ist vielmehr eine Bestätigung für die Schüler*innen. ‚Wir werden gesehen‘. See_you möchte bei den Schüler*innen Spaß und Freude auslösen. Sie erleben ihr Spiegelbild mehrfach, in Farbe, in Klarsicht, verschmolzen mit konstruktiver Glasmalerei. Spaß und Freude motivieren zur Interaktion. Somit entsteht durch ‚see_you‘ eine starke Identifikation mit der Schule. ‚Wir sind stolz, in diese Schule gehen zu dürfen. Wir sehen uns‘.“

Es dürfte die kluge Verschränkung von architektonischer Ortsbezogenheit und die Berücksichtigung der besonderen Situation von Jugendlichen in einer Phase, die durch Identitätssuche und Fragen der Selbstvergewisserung geprägt ist, gewesen sein, die den Ausschlag für die positive Juryentscheidung gab. Die reizvolle Kombination aus ästhetischen Farbfeldkompositionen und dem flüchtigen, wechselnden und fragmentierten Abbild des Betrachters macht „see_you“ zu einem offenen Kunstwerk: Das Bild ist nicht statisch, sondern verändert sich - je nachdem, wer davor steht und welche Lichtverhältnisse herrschen. Robert Dufter, der nach der Fachoberschule für Gestaltung und einem Studium an der Fachhochschule für Druck- und Medientechnik in München vor allem durch seine Beteiligung an Ausstellungen des Kunstverein Traunsteins und der Ruhpoldinger Galerie Kaysser kein Unbekannter mehr in der regionalen Kunstszene ist, hat bereits an mehreren Kunst-am-Bau-Wettbewerben teilgenommen. 2016 lieferte er einen Wettbewerbsbeitrag für das Universitätsklinikum Regensburg, gewann 2017 den 3. Platz für eine Arbeit an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg, reichte einen Wettbewerbsbeitrag ein für den Neubau des Lehrsaal- und Dienstgebäudes einer Kaserne in Pöcking und wurde 2018 mit einem Preis der Firma Brückner in Tittmoning für eine Farb-Glasinstallation ausgezeichnet. Mit dem Gewinn des Wettbewerbes für die Sekundarschule Paul-Junius Straße im Berliner Bezirk Lichtenberg hat er nun den Sprung in die Überregionalität endgültig geschafft.

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Katalogtext, Ausstellung vielteilig im Landratsamt Traunstein, 2019

Herbert Stahl, Vorsitzender des Kunstverein Traunstein e. V.

Farbe ist sichtbares Licht - Licht ist Wärme - Wärme ist Energie - Energie ist Leben - Leben ist Farbe

Diese Worte des deutschen Künstlers und Farbphilosophen Friedrich Ernst von Garnier sind zur Maxime in der künstlerischen Arbeit Robert Dufters geworden.

Seit einigen Jahren beschäftigt er sich intensiv mit geometrischen Grundformen, um seine Vorstellung von Konkreter Kunst zu verwirklichen. Es sind weitgehend Streifen und Rechtecke unterschiedlicher Länge, Breite und Höhe, die er zu gebundenen Bildgefügen zusammenführt. Hierbei sind die Proportionen der unterschiedlichen Breiten, Höhen und Längen der Streifen nicht dem Zufall überlassen.

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Mathematische Gesetzmäßigkeiten, strukturierte Phänomene der Geometrie finden Niederschlag in der Konzeption jedes einzelnen Bildes. Mühevoll werden in frei wirkenden Skizzen und Entwürfen collagenartig auf selbst gemaltem, farbigem Karton Gedanken gesammelt, gebündelt und dann zu seinen Bildkonstrukten entwickelt. Einsatz bei diesen Entwürfen finden durchaus auch Kugelschreiber, Bleistifte und Farbstifte.

Aus einem selbst entwickelten Farbarchiv von mittlerweile ca. 260 Farbkarten im A6-Format wählt Robert Dufter die Karten aus, deren Farben ihm für ein neues Werk wichtig erscheinen. Er macht im doppelten Sinne „Farbauszüge“, um die Wirkung der nebeneinander geplanten Farben zu überprüfen. Penibel sind die Datenangaben auf jeder einzelnen Farbkarte festgehalten. Angaben über Mischungsverhältnisse, Deckfähigkeiten, Art des Auftrages lassen ihn jederzeit eine bestimmte Farbe reproduzieren. Die Farbkartensammlung wird ständig erweitert, weil ihm beim Erstellen der neuen Arbeiten immer wieder neue Farbnuancen begegnen. In analytischem Entwickeln entsteht so etwas wie „work in progress“. Trotz eines beinahe wissenschaftlichen Vorgehens spielen immer auch wieder Zufälle eine entscheidende Rolle, lassen ihn neue Farbzusammenhänge entdecken und dann ins Bild umsetzen. In einer subjektiven Entscheidung wird eine neu entdeckte Farbe ins Archiv aufgenommen oder aber auch wieder verworfen. Dies alles basiert auf einer umfassenden Ausbildung an der Fachoberschule Gestaltung in München und einer langjährigen Erfahrung als Ingenieur für Druck- und Mediengestaltung. Robert Dufter nennt es seine „Farbschauerfahrung“, die er über die Jahre gewonnen hat. Und so wagt er auch eine Entscheidung darüber zu treffen, ob eine Farbe eine „gute“ Farbe ist oder nicht. (Abb. S. 18, 19, 20)

Die proportionale Aufteilung vieler seiner Bildstreifen erfolgt nach der sogenannten „Fibonacci-Folge“, einem Gesetz, das der italienische Mathematiker Leonardo Fibonacci 1202 entwickelte. Die Fibonacci-Folge ist eine unendliche Folge von Zahlen, bei der sich die jeweils folgende Zahl durch Addition ihrer beiden vorherigen Zahlen ergibt: 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, …. So entstehen Farbstreifen, die genau diesem Verhältnis entsprechen. (Abb. S. 26)

In den 1940er und 1950er Jahren waren die Schweizer Künstler Richard Paul Lohse und Max Bill tonangebend in den Diskussionen über konkrete Kunst. Sie sahen darin eine Kunst, die ausschließlich rational und mathematisch ausgerichtet zu sein hat. Für sie gab es in der Konkreten Kunst keinen Platz für Unbewusstes oder gar Spirituelles. Konkrete Kunst ist eine ungegenständliche Kunst in Malerei, Plastik, Film und Installation, die nicht das Abbilden der sichtbaren Welt zum Inhalt hat. Farben, Formen, Linien oder Materialien werden zum ausschließlichen Bildinhalt. Vergleichbare Tendenzen entstanden wie in den Niederlanden die „De-Stijl“-Bewegung um Piet Mondrian. Einen stark spirituellen Ansatz zeigten sowohl die russischen Konstruktivisten als auch die westeuropäischen Akteure (Malewitsch, Lissitzky, Moholy-Nagy, Bauhaus, Feininger). Unsichtbares, Unfassbares sichtbar zu machen, war der Wunsch dieser Künstler. Die Verbindung von Emotionen mit Farben wie auch mit Formen fand ihren Anfang.

Betrachtet man Dufters Bilder drängen sich einem die sinnlich erfahrbaren Farbwelten trotz ihrer konstruierten Formensprache direkt auf. Seine konsequente Entwicklung hin zur Konkreten Kunst wird so nachvollziehbar und auch die Entscheidung dafür als reine unmittelbare Kunstform verständlich.

Kontraste, Klänge und Nuancen werden in unterschiedlich dimensionierten Farbstreifen zu einem räumlich wirkenden Netz- und Flechtwerk geschichtet, das zu vibrieren und zu klingen scheint. Prozesse des Suchens und Findens lassen seine Werke allmählich entstehen. Ihn interessieren farb-physikalische Gesetze ebenso wie Aspekte der farblichen und räumlichen Wahrnehmung, der Natur und der Architektur. Er versucht wissenschaftliche Erkenntnisse (besonders der Farbpsychologie) und die drängenden Themen der Zeit wie Digitalisierung und Energiewende in seinen abstrakten Arbeiten auch für den Betrachter erkennbar umzusetzen. Die ganz einfachen Bildelemente werden in räumliche Beziehungen gesetzt, werden zu farb- und lichtempfindlichen Strukturgefügen, zu „vielteiligen“ die Werkflächen bestimmenden Elementen. Bei vielen Bildern wird durch die Farbfolge z.B. von Blau über Grün zu Gelb ein Prozess, eine Entwicklung, eine Wegstrecke thematisiert. (Abb. S. 16, 17)

In den beiden konzeptionellen Entwürfen für zwei Farb-Glas-Installationen anlässlich zweier Wettbewerbe für die Ostbayerische Technische Hochschule (OTH) in Regensburg (Abb. S. 7, 8, 9, 10) und die Firma Brückner in Tittmoning (Abb. S. 13) entwickelt Dufter Werke, die sowohl Bild als auch Skulptur sein können. Verschiedene Glasscheibenelemente werden teilweise überlagert und so ergeben sich ständig neue Bildstrukturen. Physikalische Farbzusammenhänge werden in diesen beiden Arbeiten auf räumliche und architektonische Bedingungen und Nutzbarkeit hin überprüft und stehen gestalterisch aber auch in einem unmittelbaren inhaltlichen Zusammenhang zu den jeweiligen Standorten. Aufgrund der Transparenz der farbigen Glaselemente wird die unmittelbare Umgebung bzw. Architektur in das Werk integriert. Je nach Standort des Betrachters ergeben sich neue Bildzusammenhänge, neue kaleidoskopartige Bildgefüge. Mehrdimensionalität und Erlebniswelten werden farbsinnlich erfahrbar.

Dufters handwerkliches Können und sein Gespür für Farben lassen ihn nicht nur rational konstruierte Bildwelten schaffen. Sie sind mehr. Die als harmonisch oder spannungsgeladen, leuchtend oder zurückhaltend, dominant oder gleichgewichtig empfundenen Farbzusammenstellungen können gleichzeitig Auslöser und Reflexe psychischer Stimmungswerte werden. Die Flächen greifen zum Teil ineinander, verzahnen sich. Die schmalen und breiten Streifen und unterschiedlichen Rechtecke werden von Robert Dufter gestaffelt und vertikal, horizontal oder auch diagonal in seinen „vielteiligen“ Arbeiten angeordnet. Abb. S. 23, 30)

Die übereinander gestellten Streifen aus sich überlagernden Farbnuancen erzeugen durch die Transparenz der Schichten gerade in den Glasarbeiten, aber nicht nur in diesen, einen dynamisch pulsierenden Farbraum, in dem der Betrachter sich verlieren kann.

Seine Farbwelten verführen mit aller Farbsinnlichkeit zur Schaulust.

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Pressetext, Frühjahrsausstellung KVTS, 2020

Judith Bader, Leiterin der Städtischen Galerie Traunstein

20_02_26_Studie_Soll_Bruchstelle

… Fixiert der Betrachter die aus feinen, nebeneinander gesetzten Linien bestehende Scheibe von Robert Dufter, so wird er interessante optische Wahrnehmungserfahrungen machen. Die Räumlichkeit changiert wie bei einem Vexierbild: Einmal scheinen die Linien trichterförmig tief in den Bildraum hinein zu führen, dann wieder erheben sie sich wie zu einem Kegel, der uns aus dem Bildraum entgegenkommt. Außerdem stellt sich ein vibrierender Effekt ein, der Bewegung suggeriert. Robert Dufter bedient sich dabei optischer Wirkungen von Farbkontrasten und geometrischen Phänomenen wie sie auch in der Op Art der 1960er Jahre Verwendung finden.

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Die Sollbruchstellen dieser verwirrenden Spiralbewegung deuten darauf hin, dass die in Gang gesetzte, potentiell immer rasanter werdende, spiralförmige und Schwindel erregende Kreiseldynamik auch abrupt kollabieren kann. Damit legt der Künstler seinem Spiel mit optischer Täuschung auch eine inhaltliche Lesart zugrunde.

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Robert Dufter

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